Deutsche Vereinsmeisterschaft U10 in Düsseldorf vom 26.-29.12.2024

5. Januar 2025

Die Mannschaft hatte sich leider knapp nicht direkt qualifiziert, sondern sich nach Platz 3 in der U10-Sonderklasse durch einen Freiplatzantrag die Einladung zur Deutschen Vereinsmeisterschaft erzittern müssen. Nichtsdestotrotz: der Setzlistenplatz 14 von 40 Mannschaften sprach schon mal dafür, dass sich die Königsspringer Ove, Luan, Eli, Fiete und Christophe dort am richtigen Ort befanden…

Die Anreise im Zug bot die erste Gelegenheit, sich zu beweisen: die Deutsche Schachjugend setzte einen Sonderpreis für die Mannschaft aus, die es schaffen würde, eine Durchsage im ICE an die anderen Fahrgäste zu machen. Challenge bestanden: gemeinsam konnten Luan, Christophe und Ove die freundliche Zugführerin überreden und schickten ihren Gruß an die anderen Hamburger Mannschaften sowie die Fahrgäste raus!

(Anm. d. Red.: Die Durchsage wurde inzwischen mit dem Sonderpreis der DSJ ausgezeichnet! 😎 )

In der Jugendherberge angekommen hieß es erstmal, den großen Spielsaal zu begutachten, der für die nächsten 7 Runden ihr Zuhause sein würde. Alle Partien wurden an DGT-Brettern gespielt, so dass man sich auch als „Begleitpersonal“ bzw. Trainer zu Hause immer mitten im Geschehen befand – nicht immer eine leichte Aufgabe… 😉 An zwei Tagen wurden jeweils 3 Runden gespielt (9:30/13/16 Uhr), so dass die Zeit für Vor- bzw. Nachbereitung vermutlich sehr knapp ausfallen würde.

Die erste von drei Runden wurde gegen die SG Solingen gelost. Viele Kinder an Brett 1 hatten bereits Erfahrungen bei Deutschen Einzelmeisterschaften in der Altersklasse U8 oder U10 gesammelt, und so ging es für Ove als Erstes gegen William White, Platz 10 bei der U8-DEM. Christophe setzte als Erster aus, konnte sich aber im Begleitturnier der Auswechselspieler aufwärmen. Fiete sorgte gleich für den gelungenen Auftakt und holte den ersten Punkt (alle Partien gibt es unten direkt zum Nachspielen am Bildschirm). Eli dominierte zuerst, verlor aber unglücklich seine Partie, 1:1. An den anderen beiden Brettern blieb es lange spannend, insbesondere bei Luan, der zwischenzeitlich eine Leichtfigur weniger hatte. Im Endspiel aber ging es dann zur Sache, Luan holte erst seinen Rückstand Stück für Stück auf und dann die Dame zum Punktgewinn. Ove ging nach recht ausgeglichener Stellung ins Endspiel, bis sein Gegner aufgab, und auch Christophe gewann seine Partie.

Schnell Mittag essen und dann ging es auch schon weiter mit Runde 2, hier trafen die Königsspringer nun auf Setzliste Nr. 5, SK Bad Homburg. Christophe wechselte für Eli ein. Oves Gegner verfolgte frühzeitig eine Remisvariante des Schottischen Gambits. Bei Fiete gab es trotz Bauer weniger ebenfalls ein Unentschieden und Christophe hatte eine Leichtfigur weniger, fand aber das Dauerschach. Luan hatte in der Eröffnung einen Bauern weniger, fand aber im Damenendspiel ebenfalls das Dauerschach zum etwas glücklichen 2:2.

Die dritte und letzte Runde des Tages war gegen Chemnitzer SC Aufbau ´95 angesetzt. Seine Kräfte schont man manchmal am Besten, wenn man von Anfang an gleich mutig voran spielt, und so gelang es Ove, Luan, Eli und Christophe nach einer knappen Stunde und innerhalb von nur 15 Minuten, alle vier Brettpunkte einzusammeln. Den relativ frühen Feierabend nutzen einige nur zur Erholung und/oder zur Vorbereitung, die Max und Petzi von Hamburg aus an die Spieler nach Düsseldorf schickten. Es war aber auch noch eine gute Gelegenheit, um die letzten Weihnachtsmärkte des Jahres in Düsseldorf-Altstadt zu begutachten! Oder einfach nur den Tabellenstand bewundern: Platz 6, beste Mannschaft der Hamburger Delegation… 🙂

Die 4. Runde am nächsten Morgen gegen TSG Oberschöneweide starteten Ove, Luan, Eli und Fiete leider mit einem Rückstand durch Eli gegen einen starken Gegner. Luan hatte zunächst einen Bauern weniger, gewann dann durch eine Taktik Bauer plus Figur zurück: der Ausgleich. Fiete im Blitzmodus verhedderte sich leider ein bisschen selbst und überließ seinem Gegner den Punkt, sodass alle nun auf Ove warteten… Als er und sein Gegner Elian van Gehlen weniger als 5 Minuten Bedenkzeit hatten, blitzte Ove den Brett- und Mannschaftspunkt nach Hause, was aktuell den 5. Platz bedeutete!

In der 5. Runde gegen SG Porz waren einige Verschleißerscheinungen unübersehbar – insbesondere für die Spieler mit weniger Turniererfahrung in Langpartien ließen die Kräfte spürbar nach. Christophe kam nach seiner Pause erholt in die Aufstellung zurück und brachte die Mannschaft mit einer spannenden Partie in Führung. Zeitgleich musste Fiete leider die Segel streichen und konnte sich in die wohlverdiente Pause verabschieden. Ove setzte matt mit zwei Damen. Bei Luan blieb es lange spannend, dann setzte sich der 350 DWZ stärkere Gegner jedoch langsam, aber sicher durch: Unentschieden und ein weiterer Mannschaftspunkt aufs Konto der Königsspringer.

Im fernen Hamburg versuchten die Trainer alles, um die Moral bei allen gleichermaßen hoch zu halten, aber es blieb kaum Verschnaufzeit für Analysen – die Auslosung wurde erst eine halbe Stunde vor Partiebeginn bekannt gegeben. Für mehr als ein bisschen Fußballspiel draußen an der frischen Luft als Vorbereitung für den nächsten Gegner in Runde 6, den SK Münster 32, war also keine Zeit. Deren Brett 1 war ein sprichwörtlich „dickes Brett“, denn hier spielte Konstantin Müller, U8 Deutscher Meister in 2023, Platz 5 bei der U10 DEM in 2024 und frisch gekrönter Blitz EU-Jugendmeister in der Altersklasse U10… Mit viel Sauerstoff ging es also wieder an die Bretter, aber nach 6 anstrengenden Runden hätte es wohl ein ganzes Sauerstoffzelt gebraucht. Brett 2 und 3 gingen verloren, aber Chancen waren da: alle kamen gut aus der Eröffnung, Luan hatte lange eine Qualität und Eli eine Leichtfigur mehr. Christophe wiederum agierte mit einer Leichtfigur weniger, kämpfte sich aber zurück und fand das Dauerschach! Für Ove war Konstantin quasi ein alter Bekannter, denn er hatte bei der U10-DEM im Juni bereits ein Remis gegen ihn gespielt. Konstantins DWZ von knapp 2000 Punkten konnte ihn also nicht mehr einschüchtern, und er spielte mutig auf. Lange war Ove sogar am Drücker, verlor dann aber leicht die Kontrolle und drei Bauern. Beide fielen unter 5 Minuten in den Blitzmodus, wo Ove Konstantins König in Bedrängnis brachte. Nach 7-maliger Stellungswiederholung gab der Schiedsrichter die Partie Remis, Endstand 1:3. Trotzdem, insgesamt eine gefühlt unglückliche Niederlage, diesmal kein Mannschaftspunkt für die Königsspringer, die die Nacht auf Platz 13, ihrer Setzliste entsprechend, verbringen mussten.

Als Vorbereitung für Runde 7 am Sonntag morgen reichten Partieanalysen der Gegner alleine also nicht aus, hier musste auch mental ein kleiner Schub her, und so trafen sich alle Spieler plus Eltern/Großeltern zum Abendessen in einem Spanischen Restaurant, wo man sich gut amüsieren und entgangene Chancen vergessen konnte. Die letzten Körner mussten nun in den Mannschaftskampf gegen SV Empor Berlin geschüttet werden – kein einfacher Gegner, denn sie waren an Platz 2 gesetzt. Und weil Brett 2 von Empor Berlin ausfiel, rutschten alle Gegner ein Brett hoch, sodass alles Eröffnungstraining für alle bis auf Ove nun ohnehin obsolet war. Leicht würde die Aufgabe also nicht werden, denn an 2 bis 4 waren die Gegner 200-300 DWZ stärker. Luan schien leider noch etwas müde und gab seinen Punkt ab. Bei Fiete blieb es lange spannend: erst konnte er mit einer schönen Gabel den gegnerischen Turm verspeisen und hatte eine Qualität mehr, gab diese später aber zurück und ein gegnerischer Freibauer nervte in seinem Lager. Im Bauernendspiel mit Mehrbauer setzte sich Fiete dann durch und konnte ausgleichen. Es blieb bei den Königsspringern – in Jeans – also mindestens genauso spannend wie bei der parallel stattfindenden Schnellschach WM… Aber die Fokushosen saßen: Christophe an 4 hatte einen Bauern weniger, als er mit einer Familiengabel einen ganzen Turm und die Partie gewann. An Brett 1 musste also die Entscheidung fallen, Ove kam aus der Eröffnung gut mit einem Bauern weniger, aber einer Leichtfigur mehr heraus. Nichtsdestotrotz lief das Match noch weiter bis ins Endspiel, wo der Gegner aufgab, nachdem Ove sich eine frische Dame holte und matt setzen konnte. Die beiden Mannschaftspunkte katapultierten die Königsspringer wieder auf Platz 7 unter die Top Ten! Ein Ergebnis, auf das alle stolz sein können – die Freiplatzvergabe der DSJB war also eine gute Investition gewesen! Die zweite gute Nachricht: Fiete, Christophe und Luan werden auch im nächsten Jahr noch U10 spielen und wir drücken die Daumen, dass sie sich noch mal ein Ticket zur DVM lösen können.

Ein großer Dank gilt den Eltern, die sich gemeinsam mit ihren Kindern auf den Weg gemacht und einen Teil ihres Weihnachtsfestes für dieses Event geopfert haben. Vielen Dank auch an Andreas, der als schachlicher Betreuer mit dabei war. Aufgrund des sehr engen Zeitplans waren Vor- und Nachbereitung auf dem Schachbrett nur bedingt möglich – insofern hat er sich um die Motivation der Kinder und den Zusammenhalt des Teams um so mehr verdient gemacht. Und Tausend Dank an die Trainer, die den Weg nach Düsseldorf bereitet und alles parallel verfolgt und elektronisch betreut haben!

Alle Ergebnisse gibt es hier: https://www.deutsche-schachjugend.de/2024/dvm-u10/

(Ingke Braren)

 

Im schicken Mannschaftsdress

 

 

 

 

 

 

 

 

Das erfolgreiche Team und Betreuer Andreas
Motivationsansprache vor der Runde – Wirkung durchschlagend!