Die Deutschen Jugendeinzelmeisterschaften finden traditionell über Pfingsten in Willingen statt und für dieses Jahr hatte Ove sich das Ticket durch den Gewinn der Hamburger Meisterschaft in der Altersklasse U10 gelöst. Dass seine Grundschulklasse 4 parallel auf Klassenfahrt fuhr, störte ihn dabei wenig, denn seit zwei Jahren hat er sich schon gewünscht, noch einmal DJEM-Teilnehmer zu sein. Im Wesentlichen bedeutet das: Essen, Schlafen und dazwischen ganz viel Schach. Oder umgekehrt… Oves erste Teilnahme ´22 in der Altersklasse U8 lief damals noch ziemlich abgeschirmt im separaten Spielraum und in verkürzter Form mit „nur“ 7 Runden, aber diesmal durfte Ove nun in den beeindruckenden großen Spielsaal mit allen anderen Kindern und Jugendlichen von U10 bis U18 (+ODJM-U25) und stattliche 11 Runden in nur sieben Tagen standen auf dem Plan. Mit dabei auch sein Königsspringer-Trainer Max Borgmeyer, der während des ganzen Turniers unermüdlich die schachliche Betreuung vor Ort übernahm, tausend Dank hierfür! Max´ „ganzheitliche“ Methode für eine starke und selbstbewusste innere Haltung vor den Partien wird vielleicht auch zukünftig noch den Königsspringer-Trainingsplan revolutionieren..? 😉

Der Start verlief zunächst etwas nervös und Ove hatte sogar noch Glück, gegen zwei vermeintlich „leichtere“ Gegner (Jonas Löffelholz, Jan Spielmann) nicht unter die Räder, sondern mit jeweils Remis davongekommen zu sein. Jan Spielmann hatte aber auch in Runde 1 schon Setzliste 1 Peter Steinbrenner mit einem Remis „geärgert“… Tag zwei lief dann glücklicherweise in ruhigeres Fahrwasser und Ove konnte sich recht zügig zwei ganze Punkte (Leopold Schonlau, William Kandora) holen. An Tag drei wartete dann ein richtig starker Gegner, Toshiya Aguike, bestes Nordlicht und (Achtung Spoiler!) späterer Vizemeister, dem Ove sich geschlagen geben musste. Der Nachmittag war spielfrei, so dass wir endlich auch die Freizeithalle ausführlich nutzen konnten – Sportprogramm gleich nebenan ist schon was Feines nach einer langen Partie… Überhaupt werden für die Kinder von morgens bis abends tolle Freizeitmöglichkeiten geboten – wenn man sie denn nutzen möchte. Ove wollte seine Zeit meistens doch lieber mit Max und seinen Analysen verbringen… An Tag vier stürmte Ove gut erholt nach vorne und gewann sehr passend mit der „Jakob-Variante“ gegen Kilian Kjulbassanoff. Ob das vielleicht der treffende Teaser für Königsspringer „Neu/Altzugang“ IM Jakob Pfreundt war, der sich parallel ankündigte…? Welcome back!

Als nächstes traf Ove auf Konstantin Müller, souveräner DJEM U8-Siegerin 2023 – dessen Problem hätten Andere auch gerne: er bekam lange kein Rating, weil er ausschließlich gewann. Mit 24 Siegen am Stück stieg der damals 8-Jährige ins Turnierschach ein! Angst hatte Ove dennoch keine und so gelang es ihm, Konstantin einen halben Punkt abzunehmen. Tag fünf war wieder ein „Erholungstag“ mit nur einer Partie und so traf sich die Hamburger U10-Delegation für einen kleinen Ausflug auf den Hausberg – diese extra Portion Sauerstoff setzte Ove für die Nachmittagsrunde ein, als er seinen Gegner Viktor Stoyanov förmlich überrannte. Der Besuch von Niklas Huschenbeth bei der DJEM mit einem (sehr schnell ausgebuchten) Simultan war ein weiteres Highlight des Tages. Die eigentliche „Belohnung“ aber nun an Tag sechs: Brett zwei gegen Peter Steinbrenner (und, Spoiler, späterer Deutscher Meister), der seiner Favoritenrolle aber gerecht werden sollte. Schlag auf Schlag ging es nachmittags weiter, nun allerdings schon um einige Körner ärmer, gegen den nächsten starken Gegner Jonathan Meitzner, dem Ove leider nichts mehr entgegen setzen konnte. Zehn lange Partien, mit jeweils anschließender Analyse und Vorbereitung auf den nächsten Gegner hatten ihre Spuren hinterlassen. Zudem hatte sich Willingen neben einem Mekka fürs Schach inzwischen auch in ein Mekka für Mountainbiker (wer noch ein weiteres Hobby sucht: https://www.willingen.de/bike-festival) verwandelt: Straßensperrung wegen eines Radrennens inklusive. So war uns morgens der Weg erstmal versperrt – eine Situation, mit der offensichtlich nur gestandene Oberligaspieler wirklich konstruktiv umgehen können (à siehe KSH1 Oberliga, 9. Runde)… Die letzte Runde 11 bot zwar noch einmal die Gelegenheit, das Turnier mit einem Sieg direkt an den Top Ten abzuschließen, aber die Kräfte hatten Ove irgendwie verlassen und die Konzentration war weg. Abschließend verbleiben 5,5 Punkte aus 11 Runden, Platz 27 von 58 und eine gewisse Enttäuschung nach drei Niederlagen in Folge. Zum Trost gibt es eine richtig gute Buchholz und die Erfahrung, gegen fünf der 10 besten Kinder Deutschlands angetreten zu sein. Selbst als Begleitperson fühlt man sich manchmal ein bisschen wie im Schleudergang in dieser kleinen Schachwelt auf Zeit, aber nach etwas Abstand reift auch die Erkenntnis: Ove möchte gerne nochmal wiederkommen…

Vielen Dank an alle, die zu Hause mitgefiebert haben, oder Ove einen „Brettgruß“ geschickt haben, gewissermaßen seine einzige Verbindung zur Außenwelt während des gesamten Turniers  🙂

Wer sich die Partien, oder auch die anderen Altersklassen nochmal anschauen möchte, findet alles hier:

https://www.deutsche-schachjugend.de/2024/dem/

https://lichess.org/broadcast/german-youth-championships-2024–u10/u10-runde-1/VuooqBjm

(Ingke Braren)