Königsspringer ist weiter im Pokal!

20. November 2022

Der Mannschaftspokal gehört zu den Veranstaltungen, die von Königsspringer häufiger verschlafen wird. Da er dieses Jahr auch noch recht kurzfristig ausgeschrieben wurde, sah eigentlich erstmal alles wieder danach aus. Der Unterschied in diesem Jahr war, dass wir mit Max Weber einen Neuzugang haben, der mit Rostock und Greifswald häufig schon sehr weit im Pokal gekommen ist und motiviert war, mit Königsspringer an seine Erfolge anzuknüpfen. Es traten also an Max W., Andrei, Eugen und ich.

Max hatte die Ausschreibung sehr ernst genommen und war bereits 30 Minuten vor Spielbeginn vor Ort, um die Mannschaft zu melden. Der Rest trudelte dann nach und nach ein, und um 11.00 Uhr waren tatsächlich alle gemeldet und Hendrik konnte die Auslosung beginnen. Wir bekamen es mit den Barmbekern zu tun. Max W. hatte angekündigt, dass er gerne sein Schwarzrepertoire üben wollte. Der Gegner setzte allerdings den ersten psychologischen Schlag, in dem er diese Pläne durchkreuzte und 1.b4 spielte, den Orang-Utan, eine Eröffnung, die einen doch eher fragwürdigen Ruf genießt. Max ließ sich allerding nicht aus der Ruhe bringen und kam mit einer angenehmen Stellung aus der Eröffnung. An Brett zwei bekam ich es mit einem Franzosen zu tun und konnte die Lanka-Variante zum Einsatz bringen, die laut Erfinder Französisch quasi widerlegt. Ich bekam tatsächlich eine angenehme Stellung, was meinen Gegner dazu veranlasste eine Figur zu opfern, ich musste feststellen, dass das Opfer leider korrekt war und mein König wohl im Zentrum bleiben musste. Eugen war etwas übernächtigt angekommen, spielte aber überraschend solide und hatte es irgendwie geschafft, in sonst völlig symmetrischer Stellung die einzigen beiden offenen Linien mit seinen Türmen zu besetzen. Andrei hatten wir an 3 mit Weiß eingesetzt, in der Hoffnung darauf, dass sein allseits gefürchteter geschlossener Sizilianer aufs Brett kommt. Ganz so kam es wohl nicht, Andrei bekam aber trotzdem irgendwie eine Andrei-Stellung und die Schlinge um den Hals des Gegners zog sich langsam enger. An Brett 1 bestrafte Max die provokante Spielweise des Gegners gekonnt: 1:0. Seine Fans benannten ihn daraufhin kurzerhand zu Max Euwe um. Kurz darauf ließen sich Eugens Türme auf der zweiten Reihe nicht mehr aufhalten, 2:0. Mein Gegner hatte es verpasst, seinen Angriff auf meinen König im richtigen Moment zu stoppen und in ein ausgeglichenes Endspiel zu gehen, was aber auch auf den ersten Blick sehr kontraintuitiv war. Mit einer Figur gegen inzwischen 3 Bauern ging ich also zum Gegenangriff über. Meine vermeintliche Gewinnkombination mit Figurenopfer wurde vom Computer allerdings bei korrekter Verteidigung mit 0.00 abgekanzelt. Glücklicherweise tickte die Zeit meines Gegners niedriger und nach fünf einzigen Zügen verpasste er die rettende Remisvariante: 3:0 An Brett 4 hatte Andrei ein klassisches „guter Springer schlechter Läufer Endspiel“ erreicht. Der Gegner verteidigte sich noch, solange es ging, aber Andrei ließ sich nicht mehr aufhalten, 4:0. In den anderen Kämpfen gab es gleich zwei Überraschungen: In einem hart umkämpften Match schlug die Mannschaft von Schachfreude den HSK und Concordia setzte sich in Unterzahl gegen Blankenese durch.

Mit eben jener Concordia Mannschaft bekamen wir es nun in der zweiten Runde zu tun. Zuerst waren sie tatsächlich wieder nur zu dritt, doch dann bekam ich es mit dem kurzfristig eingeflogenen Andreas Liersch zu tun. Max bekam nun die Möglichkeit, sein Schwarzrepertoire zu zeigen, seine Stellung war auch etwas besser, allerdings ohne etwas wirklich Zwingendes und mit einem schwachen König. Mein Gegner war wohl doch etwas knapp eingewechselt worden und bekam es dann auch noch mit einer vom Präsi persönlich erstellten Vorbereitung gegen den Pirc zu tun. So konnte ich einen für mich sehr untypischen Sieg aus der Eröffnung einfahren. Andrei bekam dieses Mal seinen Geschlossenen aufs Brett, der Rest war absehbar. Die Fans fragen sich nur, wann endlich das Buch erscheint. Markus war in der ersten Runde noch ein paar Häuser weiter mit der Arbeit beschäftigt, zur zweiten Runde konnte er dann den etwas übermüdeten Eugen ersetzen. Markus kam mit einer etwas angenehmeren Stellung aus der Eröffnung. Anstatt sich hinten reinzustellen griff sein Gegner rabiat an, doch Markus blieb eiskalt und konterte ihn aus, 3:0. An Brett 1 lehnte nun Max selbstbewusst ein Remisangebot ab, was wohl auch richtig war, doch mit langsam knapp werdender Zeit wurde ihm seine Königsstellung zum Verhängnis und er verlor zwei Bauern mit Schach. Eine zähe aber letztendlich erfolgreiche Abwehrarbeit endete im 3,5:0,5 Endstand. Insgesamt war es eine souveräne Qualifikation. Im Januar geht es dann mit der Zwischenrunde weiter.

(Max Borgmeyer)

Die erfolgreichen Königsspringer, v.l.: Markus Langmann, Max Borgmeyer, Andrei Hloskovsky, Max Weber. Schon abgereist war Eugen Raider